Zwischen Babyblues und Stilldemenz - Grüße aus dem Wochenbett

10. April 2019

3.42 Uhr. 

Nein, ich bin kein Workaholic, der die halbe Nacht vorm Laptop verbringt. Vielmehr haben vor wenigen Tagen Zwillingsmädchen unsere Familie bereichert. Und noch halten sie recht wenig von meinem Tag-Nacht-Rhythmus.

Wir befinden uns im klassischen Wochenbett. Doch anders als in der früheren Zeit, als die Wöchnerinnen 6-8 Wochen das Haus nicht verlassen sollten und gepflegt wurden, um sich von der Geburt zu erholen, gönnt sich heute kaum noch eine Frau diese Schonfrist.

Willkommen neue ErdenbürgerInnen!  photo@Kirsten Knape 

Was kann man trotzdem tun, um möglichst entspannt als junge Familie zu starten?

• Hilfe annehmen.
Sie hören von Familie und Freunden oft den Satz „Sag, wenn ich dir helfen kann!“? Wunderbar! Am besten gleich konkretisieren. Das Wohnzimmer saugen, ein warmes Mittagessen vorbeibringen, mit den älteren Geschwisterkindern ein Stündchen auf den Spielplatz gehen...verteilen Sie schon vorab kleine Aufgaben, um sich nach der Geburt zu entlasten.

• Vorbereitet sein.
In den ersten Wochen mit dem neuen Erdenbürger stehen viele mitunter anstrengende Termine, wie der Besuch beim Kinderarzt oder Behördengänge, an. Da ist es gut, alles, was man vorab erledigen kann, schon vor der Geburt zu besorgen. Dazu gehört auch eine kleine Grundausstattung fürs Wochenbett aus der Apotheke:

- Windsalbe oder ein Bäuchleinöl für wohltuende, sanfte Massagen, falls Ihr kleiner Liebling von Bauchweh geplagt wird.

- Stilltee: Nicht nur für stillende Mamas geeignet. Er dient auch dem Ausgleich des Blutverlusts nach der Geburt, ist gut bekömmlich und entlastet dank anticarminativer Inhaltsstoffe wie Fenchel und Anis die Verdauung.

- Eine pflegende Brustsalbe, Stillhütchen, Kompressen gegen wunde Brustwarzen: am besten gleich von Anfang an benutzen, damit das Stillen nicht zur Qual wird.

- Eine kleine Dose Pre-Nahrung für Neugeborene - der Klassiker im Nachtdienst. Auch wenn Sie stillen, empfiehlt es sich, etwas „Notfall-Milchpulver“ daheim zu haben. Ob Milchstau oder andere unvorhergesehene Situationen; meist braucht man es ausgerechnet mitten in der Nacht.

- Windelsalbe: hier gilt „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ Achten Sie auf hochwertige Inhaltsstoffe und möglichst wenige Hilfsstoffe, damit die zarte Babyhaut nicht unnötig gereizt wird.

- Aromaöle zur Entspannung für Mama: beruhigende und ausgleichende Nuancen wie Ylang-Ylang, Sandelholz oder Lavendel wirken Wunder bei angespannten Nerven.

- Wöchnerinnen-Vorlagen aus reiner Baumwolle. Vermeiden Sie es, handelsübliche Damenbinden mit synthetischen Bestandteilen zu verwenden, da diese das Infektionsrisiko erhöhen.

- Eine gute Narbencreme nach dem Kaiserschnitt: wenn die Wunde etwa 14 Tage nach der Operation verheilt ist, sollten Sie die Naht mehrmals täglich sanft massierend pflegen. Setzen Sie auf Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure und Vitamin B6, die die Haut elastisch halten und unschöne Wulstbildung vorbeugen.

 

Ausfahrt mit dem stolzen Papa :) photo@Kirsten Knape 

• “Schlaf, wenn dein Baby schläft!
Ein abgedroschener Ratschlag, den man an jeder Ecke hört. Doch bei Kind 3 und 4 habe auch ich endlich gelernt, ihn zu beherzigen. So schön es auch ist, die Freundinnen per WhatsApp mit den neuesten Babyfotos zu versorgen, die Fußnägel zu lackieren - jetzt, wo man sie nach Monaten endlich mal wieder sehen kann! -, oder mal schnell unter die Dusche zu huschen... Schlaf ist in den nächsten Wochen einfach essentiell und die Basis, dass Sie Ihr Neugeborenes optimal versorgen können. Deswegen nutzen Sie am besten jede noch so kleine Gelegenheit.

• Eine Hebamme zur Seite haben.
Im Gegensatz zu unseren Nachbarländern ist intensive Hebammenbetreuung während und nach der Schwangerschaft bei uns leider oft noch Luxus. Doch auch hier wird ein Teil der Kosten schon von den Krankenkassen erstattet. Eine Investition, die sich auf jeden Fall lohnt. Es tut gut, Probleme wie Schwierigkeiten beim Füttern, der Babypflege oder einfach dem Hineinfinden in den neuen Tagesrhythmus „outsourcen“ zu können.

• Raus ins Freie!
Die Nacht war wieder anstrengend? Sie und Ihr Baby sind unzufrieden und finden einfach nicht zur Ruhe? Sofern Ihre Fitness es schon erlaubt, ziehen Sie sich und das Kleine hübsch an und überwinden Sie sich zu einem kleinen Spaziergang. Licht, frische Luft, leichte Bewegung und bewundernde „Oh, was für ein süßes Baby“-Blicke in den Kinderwagen tun Körper und Seele gut.

• Cool bleiben und genießen.
Eine Lektion, die mich mein ältester Sohn gelehrt hat: Selbst die schlimmsten Koliken gehen vorüber, auch die zartesten Trinker werden nicht verhungern, sogar die anstrengendsten Kinder schlafen irgendwann durch. Deshalb tief durchatmen und trotz Schlafmangel und hormoneller Achterbahn die Zeit mit dem Baby zum Maximum genießen. Denn sie vergeht viel zu schnell.

4.28 Uhr. 

Meine Töchter sind wieder eingeschlafen. Und auch ich werde jetzt ganz schnell Tipp Nr. 3 umsetzen und die Zeit nutzen, bis in zwei Stunden der Wecker klingelt.

Herzlichst,

Ihre Dr. Kirsten Knape

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