Der Hammer im Kopf

03. September 2021

Viel zu spät setze ich mich heute an diesen Text. Grund ist mein Sohn, der noch nach mir gerufen hat, weil ihm sein Kopf wehtat. Oh je, dachte ich nur, denn ich kenne das bereits: Meist beginnt es nach einem trubeligen Tag. Er ist unruhig, hört auf zu spielen und plötzlich beginnen die stechenden Schmerzen auf einer Seite seines Kopfes. Er möchte nur noch Ruhe und Dunkelheit. Manchmal begleitet Übelkeit seine Schmerzen. Nach einer Weile fällt er erschöpft in den Tiefschlaf, um am nächsten Morgen quietschfidel aufzustehen als wäre nichts gewesen. Fast ein Lehrbuchbeispiel für Migräne. Leider bleiben auch die Jüngsten nicht von ihr verschont.

Kind und Migräne

Doch nicht bei jedem Kopfschmerz handelt es sich um Migräne. Seine Erscheinungsformen sind fast so vielfältig wie seine Ursachen. 220 verschiedene Arten von Kopfschmerzen können klassifiziert werden. Grob unterscheidet man in primäre und sekundäre Kopfschmerzen. Während letztere die Folge von Erkrankungen, Verletzungen oder Medikamentenkonsum sind, haben die wesentlich häufigeren primären Kopfschmerzen keine erkennbare Ursache, höchstens Auslöser (z.B. Übermüdung, Flüssigkeitsmangel, zu viel Sonneneinstrahlung). Zu ihnen gehören auch der Spannungskopfschmerz und Migräne.

Zum Weltkopfschmerztag möchten wir einen kleinen Überblick über die häufigsten Formen des primären Kopfschmerzes und die jeweiligen Linderungsmöglichkeiten geben.

Spannungskopfschmerz

…fühlen sich dumpf und drückend an. Sie treten beidseitig auf, auch wenn oft nur bestimmte Regionen des Kopfes betroffen sind. Die Intensität steigert sich langsam, und der Schmerz hält zwischen 3 Stunden und 3 Tagen an. Bei 90% aller Kopfschmerzen handelt es sich um Spannungskopfschmerzen. Begleiterscheinungen gibt es selten. Charakteristisch ist, dass den Patienten leichte Bewegung wie Spazierengehen oder Dehnübungen oft guttut. 

Migräne 

…ist die zweithäufigste Kopfschmerzart. Der Schmerz äußert sich fast immer einseitig und pulsierend, wobei ein Wechsel der Seiten möglich ist. Migräneattacken werden von Übelkeit und starker Lichtempfindlichkeit begleitet, manche Betroffenen leiden auch unter Sehstörungen und Flimmern („Aura“). Meist dauert ein Anfall zwischen 4 und 72 Stunden und tritt 2 bis 6mal pro Monat auf.

Clusterkopfschmerz

…ist verhältnismäßig selten. Hierbei handelt es sich ebenfalls um starke, einseitige Kopfschmerzen. Sie beginnen meist hinter dem Auge und steigern sich binnen Minuten. Anfälle dauern 15 Minuten bis 3 Stunden und können mehrmals täglich auftreten, um dann wieder für einen längeren Zeitraum zu verschwinden. Begleitend leiden die Patienten oft unter einem tränenden, geschwollenem Auge und unter einer verstopften Nase.

Kopfschmerztagebuch

Ob Tablette oder Kapsel. Die Wahl der Arzneiform spielt bei der Behandlung des Kopfschmerzes auch eine wesentliche Rolle. Photo: Maria Wachouschek

 

Was tun?

Als erstes sollten mögliche Auslöser beseitigt werden, d.h. es sollte auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr, Schlaf und Ruhe in einem kühlen Raum geachtet werden. Wenn auch Hausmittel wie Pfefferminzöl auf Nacken und Schläfen oder ein Espresso mit frischem Zitronensaft nicht helfen, können Schmerzmittel Linderung schaffen. Bei Spannungskopfschmerz empfiehlt sich Acetylsalicylsäure (ASS, nicht für Kinder!), Ibuprofen oder Paracetamol, bzw. eine Kombination aus ASS, Paracetamol und Koffein. Bei Migräne kann außerdem Diclofenac und ein Mittel gegen Übelkeit Anwendung finden. Schwere Migräneanfälle lassen sich mit Triptanen behandeln. Wichtig ist, dass auch frei verkäufliche Schmerzmittel gewissenhaft verwendet werden und länger bestehende oder besonders starke Beschwerden unbedingt mit einem Arzt abgeklärt werden!

Checkliste: Welchen Kopfschmerz habe ich?

Spannungskopfschmerz  Migräne
Schmerzintensität Leicht bis mäßig Intensiv, stark einschränkend
Auftreten der Schmerzen Beidseitig, drückend Pulsierend, meist einseitig
Geräusch- und Lichtempfindlichkeit Selten, wenn dann nur leicht ✔️
Starke Übelkeit, evtl. Erbrechen,  Sehstörungen ✔️
Verschlimmerung bei leichter
Bewegung (z.B. Stufen steigen)
✔️
Geruchsempfindlichkeit ✔️

 

Übrigens: Migräne und Spannungskopfschmerzen können auch kombiniert auftreten.

Sind Sie noch unsicher, was der Auslöser Ihrer Kopfschmerzen sein könnte oder was Ihnen Abhilfe schaffen könnte? Wir beraten Sie wie immer gern mit viel Erfahrung!

Herzlichst,

Ihre Dr. Kirsten Knape

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